Zum Hauptinhalt springen

Jedermann 2009
Salzburger Festspiele - auf dem Domplatz


Jedermann, das Spiel um das Sterben des Reichen Mannes

„Was, keine Frist willst du mir geben und überfällst eins ungewarnt gar mitten drin im besten Leben. Gotts Blut! Das ist kein ehrlich Spiel. Damit erwirbst dir Ruhm nit viel. Denn das ichs nur sag, bin nit bereit, mein Schuldbuch auch ist nit so weit. Hätt ich für mich so zehn, zwölf Jahr. Ich wollt es in der Ordnung han, dass keine Furcht mich ginget an.......“

Jedermann, dem der Tod die Hand auf die Schultern legt, will von diesem noch etwas Zeit, sich in seiner Art von der irdischen Welt zu verabschieden und gar besonders sich einen Weggefährten zu suchen für seinen letzten Gang. Doch dies bleibt im verwehrt. Ein paar Stunden gesteht der Tod ihm zu und Jedermann geht auf die aussichtslose Suche um einen Weggefährten.

Wie wahr ist doch dieses Spiel, wie gut passt es in jede Art von Zeit. Damals für die Zeit Hugo von Hofmannsthal (1874 bis 1929) steht das Stück genauso wie für heute oder für die Zeit um 1490, in der das englische Mysterienspiel Everyman. A Morality Play in London erschienen war. Dieses Mysterienspiel diente Hugo von Hofmannsthal als „Vorlage“ für seine 1905 erschienene Prosa-Fassung. Doch es fehlte noch das gewisse Etwas. Mit Max Reinhardt fand er den Mann, der ihn drängte und die Arbeit fortführen ließ und der sich zudem schon bewusst war, dass zu dem Stück der richtige Ort für die Aufführung gefunden werden musste. Zwar uraufgeführt am 1. Dezember 1911 im Berliner Zirkus Schumann heißt der Ort ab 22. August 1920 Salzburg und die Szene spielt auf den Stufen des Doms.

„Jetzt habet allesamt Achtung Leut und hört, was wir vorstellen heut! Ist als ein geistlich Spiel benannt, Vorladung Jedermanns ist es benannt ......“

Im Prolog für das Stück treten auch in diesem Jahr die Riederinger Kinder in Aktion, die in kindlicher Manier „Jedermann“ spielen in herrlich kindgerechten Kostümen. Sie führen dadurch ein in dieses Spiel und bereiten im wahrsten Sinne des Wortes die Bühne für die schon beinahe vollständig ausverkauften Vorstellungen. Peter Simonischek seit 2002 nun in diesem Jahr letztmalig der Jedermann (ab 2010 Nicholas Ofzarek) zeigt wunderbar nachvollziehbar den Lebemann, der meint, die Welt gehöre ihm und alle tanzten nach seiner Pfeife. Am Ende der diesjährigen Spielzeit wird Simonischek der „Rekordjedermann“ mit 91 Aufführungen sein. Besonders erfreut ihn in diesem Spiel das Erscheinen seiner Buhlschaft, die ihn zu lieben scheint in all seinem Reichtum und seiner Lasterhaftigkeit. Sophie von Kessel (2008 und 2009 in dieser Rolle in Salzburg) umgarnt ihren Buhl mit jugendhafter Leichtfüßigkeit, bis sie ihn dann verlässt in seiner Angst um das nahende Sterben (in der Rolle der Buhlschaft ab 2010 Birgit Minichmayr).

Mit Spannung erwartet das erstmalige Auftreten in der Rolle des Todes in diesem Jahr mit Ben Becker. Stimmgewaltig in bedächtig schon beinahe als majestätisch anmutenden Schritten tritt er hinter Jedermann und verleiht den Szenen des „Todes“ jene unwiderrufliche Eindringlichkeit, die keine Gegenwehr zulässt.

Peter Jordan, ebenfalls erstmalig in diesem Jahr als der „Gute Gsell“ und der „Teufel“ in einer Person in Salzburg auf der Bühne vor dem Dom zu sehen, gibt der Rolle schon in seiner ersten Szene durch Kostüm und Spiel etwas Neues und macht neugierig, wie er dann wohl in die Rolle des Teufels schlüpfen wird. Gruselig-grausig erscheint er dann als der Teufel und vollbringt in seiner Wut wahre teuflische Eskapaden, denn den ihm so sicher scheinenden Jedermann wird er nicht bekommen für seine Hölle.

Steht das Schauspiel bereits seit 2002 unter der Regie von Christian Stückl, ist es seit dieser Neuinszenierung bis heute beinahe unverändert und bringt aber alleine schon durch die Umbesetzungen der Schauspieler immer wieder neue Akzente.