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Almabtrieb
Die Sennerin auf der Hochalm in Unken


Es ist Maria Himmelfahrt. Der im Tal unten gesegnete Kräuterbuschen steht vor der Tür des Hochalm-Kasers im Heutal. Liebevoll gebunden mit den dazugehörigen Kräutern wird  er nach dem Volksglauben bei allerlei Gebrechen den nächsten Winter über Linderung bringen.

Aber dieser Kräuterbuschen ist neben Krepppapier und Schaberbandl für die Sennerin an diesem 15. August ein Wegweiser zu dem nicht mehr fernen Abschied von der Alm. Die Egger-Bäuerin aus Unken bringt ihr an diesem Tag  die schon im Winter hochgebundenen Gipfel von Tannen und Fichten und alles, was die Sennerin zum Kranzen ihrer Tiere braucht.

Die Zeit verging viel zu schnell für sie in diesem so wunderbaren Almsommer seit dem Almauftrieb. „Hier oben in 1460 m Höhe ist alles einfach ganz anders“ meint sie, „hier ist alles so friedlich, so einfach, der Tagesablauf so wunderbar geregelt.“  Es kommt Besuch aus der Heimat – ihr wird nie langweilig. Die Kühe müssen oft von weit geholt werden früh morgens, es wird gemolken und der Stall ist sauber zu halten. An dem vor der Alm aufgestellten großen Kupferkessel sieht man,  hier gibt es frischen Käse und Butter.

Die Sennerin sitzt nun vor der Hütte im in diesem heißen Sommer so gemütlichen Schatten. Ein leiser Luftzug weht bisweilen das schon für den Schmuck der Fuikln zugeschnittene Krepppapier vom Tisch. „Im Heutal“, erklärt sie, “ist ursprünglich nur das Krepppapier Brauch zum Kranzen. Die Schaberbandl kommen aus dem Berchtesgadenerischen.  Das Ganze vermischt sich schön langsam. Aber ohne Krepppapier ist hier der Kopfschmuck nicht denkbar.“ Jetzt ist zu hoffen, dass in diesem unfallfreien Sommer nicht noch etwas dazwischen kommt. Weder hier auf der Alm, noch unten im Tal bei der Bauersfamilie darf ein Unglück passieren oder ein Todesfall während des Almsommers zu beklagen sein. Denn dann fällt der Schmuck der Kühe und Kälber für diesen Almabtrieb aus.

Die Sennerin steht auf, ruft ein paar mal nach den Kühen, die neben der Alm weiden. Von jeder weiß sie den Namen und die Eigenarten. „Der  Stall schützt vor der Hitze,“ erklärt sie, „und dort werden sie dann später gemolken.“  Der Technik sei dank- sie hat ein Aggregat stehen – ist diese Arbeit inzwischen per Melkmaschine zu erledigen. Auch hat die Photovoltaik Einzug gehalten auf der Alm. Ein Radio, der Akku für das Handy und noch ein paar Kleinverbraucher versorgt die Anlage mit Strom. Frisches Quellwasser ist das wichtigste für eine Alm. Nur dann kann hier oben Mensch und das Vieh überleben.

Mit Wehmut blickt sie hinaus ins Tal, in das sie dann wieder für einen Winter hinab muss, geht dann in ihre Küche und heizt den Holzofen an, um Wasser für den Kaffee warm zu machen.